Beiträge von Raindl-Motorsport

    Ruckeln kommt meist von Drehmomentschwankungen, die einerseits eingangs oder ausgangs der Schwungscheibe herrühren. Wenn der im Leerlauf schon Drehzahlschwingungen hat, ist die Wahrscheinlichkeit für eine motorseitige Ursache hoch. Beim Diesel hängt das Drehmoment stark an der Einspritzmenge, und da reichen schon kleinste Schwankungen. Das könnten:

    • defekte Injektoren
    • defekte Hochdruckpumpe
    • defekte Sensoren wie Druck oder Drehzahl
    • verstopfte Filter
    • usw.

    sein. Ich würde die Einspritzmengenkalibrierung mal durchführen um zu sehen ob er sich wieder Kalibrieren kann. Bei defekten Injektoren ist das schwierig. Ein Sensorbild aller Sensoren würde ich auch empfehlen (Sollbereich mit Istbereich vergleichen).

    Die Bilder bräuchte ich bitte nur von diesem gefahrenen Kolben. Einmal in Kolbenbolzen-Achsrichtung wegen der unteren Stegausklinkung beim Ölabstreifring und einmal die Kraftseite (Auslassventilseite) damit man die Beschichtung und deren Verschleiß sieht.

    Danke für die Rückmeldung Purecut.


    Wenn alle Injektoren vom Sprühbild nicht mehr funktional waren, gab es dann vielleicht noch Anzeichen von thermischen Schäden an den anderen drei Kolben?


    Juup, zeitiger Ölwechsel ist die halbe Miete für die Dauerlaufkapazität. Die Langzeitölintervalle kamen als Anforderung in die Entwicklung, um die Servicekosten konstant zu halten. Bei den Rennmotoren setzen wir nur erprobte Ölspezifikationen, passend zum Ölsystem inkl. Lagerspaltauslegung und Anwendung, zu individuellen Ölwechselintervallen ein.


    Bei den 2 Bildern fällt der untere Stegbruch am Ölabstreifring, dort wo das Kolbenhemd zwecks Gewichts- und Reibreduktion zurückgezogen ist. Ich kann nicht erkennen, ob das dem Ölhaushalt dient, manchmal werden so Ölmassen vom Ringsystem über dem Hemd abgelassen, oder ob das tatsächlich eine Bruchkante ist. Die Verkokung des Feuerstegs und der weiteren Ringstege würde ich für die Laufzeit als typisch, oder gar gering bezeichnen.


    Was noch auffällt, ist die Beschichtung der Kraftgegenseite ist für die Laufleistung kaum verbraucht. Interessant wäre ein Bild mit dem Stegausbruch (Ausklinkung mit Absicht oder Schaden) und der Kraftseite des Kolbens (Auslassseite). Ich gehe davon aus, das der B16DHT-Motor im Uhrzeigersinn dreht. Bitte korrigieren falls diese Annahme falsch ist.

    Ich war am Samstag auf den Brazzeltagen im Technik-Museum in Speyer, was eine feine Sache war, u.a. waren meine Freunde von SPR Germany mit ihrer '74 Toyota Celica (V8, 4,0 Liter, 2UZ-Motor) und dem '69 Chevrolet Impala (V8, 7,0 Liter, LS7-Motor) vor Ort. Jedenfalls, 281 km, Ø 3,4 l/100 km bei 100-120 km/h und etwa 200 hm.


    Eine Regenerationsphase hatte ich jetzt schon seit längerem (> 1000 km) nicht mehr beobachtet, meine Frau fuhr etwa 300 km damit, kann ich also nicht ausschließen. Der Kurzstreckenverbrauch ist immer noch dominierend, Verbrauch liegt dort bei Ø 4,3 l/100 km. Im Vergleich dazu fuhr ich gestern 80 km (Hin und Zurück) mit dem AUDI A3 Allstreet (2.0 TDI, DQ381-7-Gang-Getriebe) mit 5,0 l/100 km (110-125 km/h, 150 hm). Dieser heizt den DPF ca. alle 500 km frei. Beide erfüllen die Euro 6d-Abgasnorm. Der EA288evo-Motor hat 150 PS/360 Nm, etwas mehr als der F15DVC mit 105 PS/260 Nm ;) , und verfügt über einen 12 V-Mildhybrid-Generator-Motor. Rüttelt im Leerlauf mehr als der halbe 6-Zylinder im Astra, was mich etwas wunderte, die ganze Karosserie vibrierte bei 850/min spürbar, wobei im Astra das fühlbare geringer intensiv ausfällt. Neben den nervigen Assistenzsystemen (Tempo-Warner, Spur-Assistent, Abstandswarner) und dem Winzling von Kofferraum (unser vorheriger VW FOX hatte deutlich mehr!) ist die Kiste schwerer als der Astra und Ergbnis-mäßig ein Rückschritt in Verbrauch und Praktikabilität. Meine Frau ist begeistert, der FOX ist halt nicht nur Dekaden an Entwicklung weg, auch eine Klasse darunter. Aber passt nicht in das Parkgitter in der Arbeit und kommt kaum in die Parklücke der Heimtiefgarage. Meine Laufstöcke passen nicht in den Kofferraum, was beim FOX locker dort unterzubringen war. Mein Astra ist wesentlich praktischer, sparsamer und weniger kontrollierend.

    Ich versuchs, muss aber gleich relativieren, technische Erläuterungen sind nicht meine Stärke.


    Grundsätzlich und sehr pauschalisiert:

    - geringer Verbrauch = hohe NOx-Bildung

    - hoher Verbrauch = hohe Ruß-Bildung


    Kompromiss für die Teillast:

    - hohe NOx-Bildung durch hohe Abgasrezirkulationsraten (= kühlen der Verbrennung) vermeiden

    - Kompromiss verursacht Ruß-Bildung, die dem Partikelfilter aufgelastet wird


    Kompromiss für die Volllast:

    - hohe NOx-Bildung wird nicht vermieden,

    - SCR-System muss Stickoxide mit Harnstoff zu Stickstoff und Sauerstoff reduzieren


    Wie hängt das mit den Bildern zusammen? Der Brennraum ist ein typischer Muldenbrennraum (Kolben-seitig) mit ebenem Brennraumdeck, kombiniert mit einem recht einfach gestalteten Ansaugkanal, der nicht mal Richtung füllungsoptimal getrieben wurde, eher für den Teillastimpuls, wofür die kleinen Einlassventile bei einer Brennraumgröße von knapp 400 ccm und die Drallklappen im Ansaugsystem sprechen. D.h. der Auslegungspunkt für die Aufladung lag auch in der Teillast, was die Kombination der Wirkungsgradkennfelder von Turbine und Verdichter angeht und die Volllast bei Nenndrehzahl ergibt sich als Arbeitspunkt. Weiterhin lese ich aus den gebrauchten Kolben eine sehr geringe Verrußung auf den Quetschflächen (Laufzeit!), aber eine solide feinteilige Rußschicht in der Mulde. Dies spricht für einen recht hohen Luftüberschuss in Teillast und ein sehr injektorspritzbildgetriebenes Drall-Brennverfahren. Der Teillast-Drall muss eine hohe Drallzahl haben, da man selbst im Spritzbildabbild auf dem Kolben die Drallrichtung erkennen kann.


    Die Quetschflächen sind großzügig und die Quetschhöhe wird nur von der Dichtung definiert, liegt also im Bereich um 1,0 mm, da ich auf den Bildern eine Deckhöhe von etwa Null der Kolben abschätze. In Kombination mit dem sehr starken Teillast-Drall ergibt das eine sehr starke Beschleunigung der Verbrennung (= hohe NOx-Bildungsneigung). Das heißt Opel bzw. GM fährt hier einen Kompromiss Richtung AGR und Partikelfilterreinigungsintervall. Die Verrußung der Einlassseite kann damit durchaus den Lastpunkt über die Laufzeit verschieben (= Leistungsabfall über Laufzeit durch Einlassdurchmesserreduktion, unterste Teillast profitiert aber davon evtl.). Interessant ist auch, sie nutzen die Ventiltaschen, die mechanisch unnötig weit ausgefräst wurden, als Drall-Wirbelstellen, um der Drallströmung mehr Mikrozerfall (= mehr turbulent kinetische Energie = schnellere Verbrennung) angedeihen zu lassen.


    Für Euro 6 ist das deshalb überraschend, da der gewonnene Wirkungsgrad wegen der NOx auf Kosten des Regenerationsintervalls, sprich kürzerer Abstände der Reinigung, geht. Verständlich, in den Zyklentests (WLTP und RDE) spielt das kaum eine Rolle, beim Kunde jedoch schon.

    Die Risse im Kolben (Haarrisse wären mind. 10-mal kleiner und kaum sichtbar) sind schon relativ lange vorhanden und vermutlich im Wachstum durch den Spannungsabbau etwas langsamer geworden. Sie sind untypisch 90° zur Kolbenlagerung, was tatsächlich für eine temperaturgetriebene Ursache sprechen würde, gar nicht mal so untypisch für Alukolben in einem höher aufgeladenen Dieselbrennverfahren. Die Brennverfahren werden stark durch das Einspritzsystem (hoher Einspritzdruck) dominiert, was dem Alumaterial zu schaffen macht, da die zeitlich lokalen hohen Spannungen durch die vor allem um den Einspritzstrahl entstehende Wärme bei Beginn der Verbrennung nicht ausreichend schnell verteilt werden. Ob das wirklich injektormotiviert war, müsste man an der Injektorfunktion nachweisen. Diese Kolben (Alu + Diesel + hocheffizientes Brennverfahren) haben typischerweise eine sogenannte Shakerkühlung (Schüttelkühlung), bei der die Kolbenunterseite einen Ringkanal im Stegbereich beinhaltet, die eine Öffnung für die Ölspritzdüse und eine Öffnung für den Ölauslass hat. Beim auf und ab des Kolbens wird also ständig Öl nachgespritzt und ordentlich hin und hergeworfen, was die Kühlung des Steges enorm verbessert. Bricht diese zusammen, kann ein ähliches Rissbild entstehen (90° zur Kolbenbolzenachse). Nur so als alternative Quelle für Risse im Alukolben bei Dieselbrennverfahren. Evtl. war die Ölspritzdüse verstopft, verbogen, oder...nur so als Alternative.


    Was mir noch auffiel, die neuen Kolben sind nicht baugleich mit den Alten. Die Domspitze ist deutlich different, was die Zerstäubung weniger, aber den Muldendrall beeinflusst. Kann aber nicht beurteilen, ob das echte Mahlekolben oder Nachmarkt-Kolben sind.

    Purecut

    Vielen Dank für die super interessanten Bilder des zerlegten B16DTH-Motors. Für einen Euro 5-Diesel sehe ich da ganz schön viel Quetschflächen im Brennverfahren, auch das Spritzbildabbild auf dem gebrauchten Kolben erzählt viel über das Brennverfahren. Wurde der Turbolader auch inspiziert?


    Wie hast Du den Motor nach dem Neuaufbau eingefahren?

    Mein gemessener Durchschnittsverbrauch liegt aktuell 3,9 l/100 km, als meine Frau das Auto für eine halbe Tankfüllung hatte lag er bei 4,4 l/100 km. Auf meiner Strasbourg-Stuttgart-Strecke habe ich schon mal 3,2 l/100 km geschafft. Motor ist der F15DVC mit 105 PS/260 Nm im Astra K Sportstourer (195'iger auf Stahlfelge).